Na, klingt der Satz provokativ? Oder anders formuliert: Erziehung beginnt bei dir als Bezugsperson. Kennst du das Gefühl, du sagst deinem Kind immer und immer wieder die gleiche Aufforderung, dass es doch nun endlich dies oder jenes endlich machen soll, dann “sei ja schon gut, mehr willst du ja nicht”?
Und ja, ich kann das verstehen. Und dennoch schwingen in dieser Situation von Mal zu Mal, wo sie sich wiederholt, so viel Spannung, Widerstand und ja auch Macht mit. Und Macht macht die Sache nicht einfacher. Worum geht es denn eigentlich, darum, zu beweisen, dass du die erwachsene Person bist und damit das Sagen hast? Dieses Schema hat viele Jahre und Jahrzehnte Generationen von Kindern in ihrer Entwicklung geprägt. Und was ist passiert? So wirklich gut geht es uns damit nicht.
Dein Kind schaut sich von dir als Bezugs-und Bindungsperson so viel ab. Du bist die Orientierung für dein Kind, die Verbindung und die Sicherheit, die es hier in diesem Kosmos, nennen wir ihn einfach Familienalltag, so dringend braucht, um sich sicher, geborgen und geliebt zu fühlen. Dein Kind ahmt so vieles von dir nach, was du unbewusst vielleicht gar nicht wahrnimmst und dich womöglich wunderst, woher dein Kind es schon wieder hat.
Und da schließt sich der Kreis. Wenn du etwas an der Struktur, an dem Miteinander verändern möchtest, darfst du den ersten Schritt gehen und dich selbst fragen, was dieser Wunsch oder das Bedürfnis mit dir selbst zu tun hat und was DU SELBST ab HEUTE dazu beitragen kannst, um bei der Veränderung mitzuwirken. Und Stopp, dabei geht es nicht darum, dir die passgenauen Argumente und Diskussionspunkte parat zu legen, um deinem Kind zu verdeutlichen, dass es sich doch nun endlich so verhält, wie du es gerne möchtest! Es geht darum, dass du die Veränderung wirst, die du dir für dein Kind gerne wünschst.
Wünschst du dir z.B. dass dein Kind selbstsicherer und mutiger ist und sich selbst so annimmt wie es ist? Dann frag dich, wie es bei dir selbst mit deiner Selbstliebe und Selbstannahme aussieht? Kannst du dich zu 100 % so annehmen wie du bist und für dich einstehen? Was kannst du jetzt tun, um dich diesem Gefühl zu nähern und jeden Tag ein Stückchen mehr dahin zu kommen?
Du bist das Vorbild für dein Kind. Du bist das Bild, an dem sich dein Kind orientiert. Wenn du es kannst, kann dein Kind das auch. Erwarte aber bitte nicht, dass dein Kind etwas verkörpert oder sichtbar machen soll, was du selbst nicht schaffst deinem Kind vorzuleben.
Nehme deine Bedürfnisse, die hinter dem Wunsch an dein Kind liegen, wahr und spüre in dich hinein, was davon ist dein eigener Anteil in dir, der sich das so sehr wünscht? Und was kannst du tun, um meinem Kind genau diese Qualitäten vorzuleben, damit es sie von dir lernen kann?
Kinder zeigen uns oftmals genau die Themen auf, an denen wir Erwachsene wachsen dürfen. Sei dir selbst und deiner Bedürfnisse bewusst und durchbreche die endlose Spirale von Machtkämpfen und Widerständen. Erkenne, welches Potenzial dir dein Kind durch sein Verhalten für dich selbst aufzeigt und nehme es dankend an. Dein Kind ist dein größter Spiegel und du sein größter Sicherheitsanker und Orientierungs-Kompass.